(eA BMVBS RWS Straßen.NRW 04.04.2012) „ Eine lange Geschichte für die kürzeste Autobahn der Niederlande“ hob Melanie Schultz van Haegen (niederländische Ministerin für Infrastruktur und Umwelt / Infrastructuur & Milieu) in ihren Ausführungen hervor. Anläßlich der offiziellen Freigabe von A74 und A 61 begrüßte sie am 4. April 2012 im niederländischen Tegelen bei Venlo Dr. Peter Ramsauer (Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Bouw en Stadsontwikkeling), Harry K. Voigtsberger (Minister für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen), Harald-Friedrich Austmeyer (Geschäftsführer des Landesbetriebes Straßenbau Nordrhein-Westfalen), Jan-Hendrik Dronkers (directeur-generaal Rijkswaterstaat), und die Bürgermeister / burgemeester Hubert Bruls (Venlo) und Christian Wagner (Nettetal), sowie zahlreiche weitere Ehrengäste und Besucher. Die Ministerin streifte kurz die Historie dieser wichtigen 2,5 km ‚langen‘ Verbindung und erinnerte an die langen Diskussionen seit 1982 und den sehr kurzen und schnellen Bau, den sie ein „Husarenstück“ nannte. Vom 5. November 2010, dem symbolischen 1. Spatenstich, war der Zeitplan von Anfang an auf die Eröffnung der Floriade am 5. April 2012, zu der rund 2.000.000 Besucher, davon 800.000 aus Deutschland, erwartet werden, ausgerichtet. Es ist geglückt. Die besonderen Anstrengungen der Straßenbauer im Hinblick auf Feinstaub oder Fledermäuse fanden ihr Lob. Sie freute sich, daß beide Länder nun noch enger verbunden sind und dankte allen Beteiligten für gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer, der wie immer frei sprach, hob in seinen ausgesprochen humorigen Ausführungen Dank und Anerkennung für die beteiligten Straßenbauer hervor. Den Investitionsanteil des Bundes an den Gesamtkosten von rund 60 Millionen Euro sah er hier gut angelegt. Maas, Rhein und Neckar seien nun noch enger miteinander verbunden. Das bisherige Ende der A 61 an einem Kreisverkehr bezeichnet er als Anachronismus, der ja nun ein Ende habe. Ein ebensolcher Anachronismus sei aber auch die Lücke der A 1 in der Eifel, als einer, wie die Bezeichnung A 1 schon zeigt, der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen. Ein eher abschreckendes Beispiel in Sachen Neubau sei die Rheinbrücke Wesel, im Zuge der B 58, an der seit 1952 geplant und dann bis 2009 gebaut wurde. Bezogen auf den Lückenschluß A 61 - A74 lobt er die sagenhafte Baugeschwindigkeit. Die Verbindung hat ihn beeindruckt und der Minister empfand sie als “geradezu luxuriöse Ortsumfahrung”. So schön sie auch sei, er hoffe dennoch, daß sie nicht als Vorbild für die derzeit in Deutschland gewünschten 850 Ortsumfahrungen dienen möge.
Ramsauer weiter: "Europa wächst zusammen. Wir investieren deswegen in leistungsfähige, grenzüberschreitende Verkehrswege. Durch die Verknüpfung der A 61 mit der A 74 wird die Lücke im grenzüberschreitenden Autobahnnetz geschlossen. Deutschland und die Niederlande sind im transeuropäischen Straßennetz nun optimal miteinander verbunden. Zu Gute kommt die neue leistungsfähige Verkehrsverbindung nun auch den Besuchern der Welt-Garten-Schau Floriade 2012."
Landesverkehrsminister Harry Kurt Voigtsberger unterstrich die wirtschaftliche Bedeutung der neuen Trasse. Der Warenaustausch zwischen den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen ist größer als der Warenaustausch von NRW mit China, Japan und den USA zusammen genommen. Die Entlastung des nachrangigen Straßennetzes von rund 1.500.000 Lkw-Fahrten im Jahr bedeute eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität der Einwohner in der Region. Auch der Naturpark Schwalm-Maas-Nette wächst nun weiter zusammen.
"Der überregionale Verkehr in dieser Region wird mit dieser Maßnahme sinnvoll gebündelt. Endlich gibt es eine durchgehende Autobahn bei Venlo. Davon profitieren auch die Menschen in den Außenbezirken dieser Stadt, die wesentlich vom Verkehr entlastet werden ", hob Minister Voigtsberger während der Freigabe hervor. "Der Transitverkehr gehört auf ein leistungsfähiges und durchgängiges Autobahnnetz, schließlich rechnen wir im Jahr 2020 mit fast 50.000 Fahrzeugen, die täglich die A 61 nutzen werden", fügte Harald-Friedrich Austmeyer, Geschäftsführer des Landesbetriebes Straßenbau Nordrhein-Westfalen, hinzu. Die neue A 61 auf deutscher Seite und die Weiterführung als A74 auf niederländischer Seite schaffen eine Verbindung zur Maastalautobahn Rijksweg A73 und knüpfen mit dem vor drei Jahren erfolgten Lückenschluss zwischen der A 52 bei Elmpt und der Maastalautobahn bei Roermond eine weitere leistungsfähige Masche im Netz zwischen Mittel-Limburg und der Rhein-Ruhr-Region.
Fünf Brücken auf deutscher Seite sind im Verlauf der neuen Autobahn gebaut worden. Geplant wurde von 1995 bis 2010. Der "Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande" über den Zusammenschluss der Autobahnen wurde 2005 unterzeichnet. Im August 2010 starteten die Arbeiten. Bis zum Jahresende stehen noch Arbeiten an der neuen Kreisstraße K 2 und ihrer Anbindung an die Autobahn auf dem Programm. Die Autobahn ist mit einem so genannten offenporigen Asphalt ausgestattet, der um bis zu fünf Dezibel leiser ist als herkömmlicher Asphalt. Zudem ist im Bereich Schwanenhaus eine 550 Meter lange Lärmschutzwand gebaut worden. Für die Tiere sind Schutzzäune entlang der Autobahn installiert worden, die zur Grünbrücke auf niederländischer Seite führen. Vögel können sich beim Überfliegen der Straße an den so genannten Leitpflanzungen orientieren, um die Kollision mit den Autos zu verhindern. Mehr als 13 Hektar wurden als "Ausgleichsflächen" für den Eingriff in die Natur angelegt. In Schwalmtal-Waldniel sind zudem 2,4 Hektar Wald aufgeforstet worden.
Die beiden Bürgermeister Bruls (Venlo) und Wagner (Nettetal), die zusammen auftraten, wiesen auf das neue Gewerbegebiet VeNeTe, im Bereich zwischen Venlo – Nettetal – Tegelen gelegen, hin.
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