Das Hörselbergmuseum
Die Verlegung der A 4, von den Hörselbergen in eine nördliche Umfahrung, eines der ungewöhnlichsten deutschen Autobahnprojekte, wurde umfassend von Mai bis Oktober 2011 in einer Sonderaustellung des Hörselbergmuseums zu Wutha-Farnroda dargestellt.
Eine kurze, aber dafür historisch korrekte, Einführung in die allgemeine Autobahngeschichte leitete den Rundgang zu den zahlreichen seltenen und spannenden Exponaten ein. Mit den Arbeiten an Planung, Bau und Betrieb zur, mittlerweile schon historischen, Reichsautobahntrasse in den Hörselbergen begann eine abwechslungsreiche Darstellung auf Schautafeln und mit Schaustücken. Gezeigt wurden hier auch erstmals bisher unveröffentlichte historische Aufnahmen vom Autobahnbau aus der Region.
Die Darstellung der Projektierung der Neubaustrecke bot hier eine interessante Vergleichsmöglichkeit. Nach Beschreibung der Notwendigkeit nahmen die Planung und der Bau der Hörselbergumfahrung breiten Raum in der Ausstellung ein. Archäologische Vorarbeiten sowie die besonders ungewöhnliche Geologie der Neubautrasse stellten hier einen Schwerpunkt dar. Die Autoren des Buches „Geologisch-archäologischer Begleitbericht zum Autobahnbau A 4 - Hörselbergumfahrung” Roland Geyer, Werner Buhl u.a, konnten dazu gewonnen werden, zahlreiche ihrer seltensten und schönsten geologischen Fundstücke leihweise zur Verfügung zu stellen. Faszinierend war hier die Erkundung eines Erdfalls bei Sättelstädt im Bereich der neuen Umfahrung.
Den Bau der neuen Autobahn, vom Spatenstich bis zur Verkehrsfreigabe, konnte der Besucher hier detailiert nachvollziehen. Sorgfältig wurden nicht nur die einzelnen Großbauwerke, wie Böber- Nesse- und Hörseltalbrücke sondern auch die weiteren A-Bauwerke, Überführungen und Anschlußstellen der Neubautrasse in Bild und Text dargestellt. Weitere Ausstellungsthemen waren Parkplätze, Markierung, Beschilderung, Lärmschutz, Meldeanlagen, Betriebsdienst, Verkehrsfreigabe(n), der Festakt und der A 4-Lauf, abgerundet durch hoch interessante Luftbilder. Auch der Rückbau der alten Trasse und die landschaftpflegerischen Maßnahmen wurde akribisch dokumentiert.
Wie packend Autobahngeschichte sein kann, erfuhr der Besucher anhand der Lebensläufe von Vater und Sohn Reutlinger. Vater Heinz Reutlinger baute, als Angehöriger der Deutschen Reichsbahn, ab 1936 als Ingenieur mit an verschiedenen Abschnitten der heutigen A 4 und der Strecke 85 (heute B 19 n). Er fiel 1943 an der Ostfront. Sein Sohn Friedrich, damals wohl vier Jahre alt, wurde Ende der 1990er Jahre mit der Planung des Ausbaues der A 4 zwischen Eisenach und Sättelstädt beauftragt. Die von seinem Vater geplante und gebaute Autobahn ließ sich beim besten Willen nicht erweitern, so daß nichts anderes als eine Verlegung der Trasse in Frage kam. Da auch der Rückbau der Trasse in den Hörselbergen festgelegt wurde, machte Sohn Reutlinger den Vorschlag aus Kostengründen die zerkleinerten Betonplatten als Packlage für einen Teil der neuen Trasse zu verwenden. So liegt nach rund 70 Jahren die Autobahn des Sohnes auf den Resten der Autobahn des Vaters. Der Kreis hat sich geschlossen.
Die Ausstellung wird in 2012 vom Thüringer Ministerium für Bau und Verkehr übernommen und hoffentlich noch lange an vielen Orten gezeigt.
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