(eA / straßen.nrw 4.6.2012). Entfernungen heranbrausender Autos auf Autobahnen mit einem Blick durch den Lkw-Seitenspiegel einschätzen, Abstände von vorbeifahrenden Fahrzeugen bestimmen und Geschwindigkeiten der anderen Verkehrsteilnehmer ermitteln, das sind Aufgaben, die sich den Straßenwärtern beim Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen beim neu konzipierten "Risiko-Parcours Straßenbetriebsdienst" stellen. Der Parcours wurde von der Unfallkasse NRW zusammen mit dem NRW-Verkehrsministerium, dem Netzwerk Verkehrssicheres NRW, der Bayerischen Unfallkasse und Straßen.NRW entwickelt und soll Straßenwärtern helfen, gefährliche Situationen im Arbeitsalltag besser einschätzen zu können und die Arbeit sicherer zu machen.
Gearbeitet wird nicht mit Belehrungen und dem erhobenen Ziegefinger, sondern der einzelne Mitarbeiter soll seine eigenen Handlungen überprüfen, hinterfragen, verbessern und dieses verbesserte Verhalten einüben. Da bei Unfällen ja meist mehrere Faktoren eine Rolle spielen, kann die Vorbeugung schon bei einem Faktor häufig Schlimmeres verhüten. Ziel dieser Bildungsmaßnahme ist es auch, Umstände die durch Routine für ungefährlich gehalten werden, wieder als mögliche Gefahrenquelle zu erkennen.
Der Risiko-Parcours hatte am 4.6.2012 in der Autobahnmeisterei Kaarst seine Premiere und soll in den kommenden Monaten durch weitere Meistereien des Landesbetriebes Straßenbau touren. Langfristig sollen auch die bayerischen Straßenwärter von einer Version des Parcours profitieren. Rund 100.000 Euro hat die Entwicklung des fünf Stationen umfassenden Parcours gekostet. Zurückzuführen ist die Idee auf einen Ideenwettbewerb bei Straßen.NRW. Die Straßenwärter selber haben an diesem Parcour mitgearbeitet und dort ihre Erfahrungen aus der Praxis für die Praxis mit einfließen lassen. Auch während der Optimierungsphase des Projektes sind die Männer und Fraunen des Straßenbetriebsdienstes weiterhin gefragt - und wohl weit darüber hinaus.
"Arbeitsschutz kann gar nicht hoch genug gewichtet werden", betonte Michael Heinze aus dem NRW-Verkehrsministerium, dort für Betriebsdienst und Straßensicherheit zuständig, bei der Präsentation in Kaarst. "Schließlich weist die Statistik Jahr für Jahr einen toten Kollegen aus sowie mehr als 20 Unfälle mit schlimmen Verletzungen", so Heinze. "Ich freue mich, das mit diesem Sicherheits-Parcours unseren praktischen Bemühungen um mehr Sicherheit für unsere 2.000 Straßenwärter ein weiterer Baustein hinzugefügt wird", sagte Straßen.NRW-Hauptgeschäftsführer Winfried Pudenz und fügte hinzu, daß sich sein Respekt vor den Straßenwärtern und ihren Leistungen nach Beobachtung der Übungen weiter gesteigert habe. Er verwies auf seinen Stabsbereich Arbeitssicherheit, der die Gefährdungen und jeden Unfall mit Straßenwärtern analysiert, sich zusammen mit den Fachbereichen ständig um eine Optimierung der Sicherheitskleidung und der Fahrzeuge kümmert, sowie in weiteren internen Fortbildungen über die neuesten sicherheitstechnischen Erkenntnisse informiert. Manfred Lieske als Geschäftsführer der Unfallkasse NRW zeigte sich zufrieden, dass an dem neuen Produkt die betroffenen Straßenwärter selbst mitgewirkt haben: "Sie sind schließlich durch ihre täglichen Erfahrungen die besten Experten."
Jährlich gibt es in NRW rund 14.000 Tagesbaustellen. Straßenwärter bei Straßen.NRW sind vor allem dafür verantwortlich, die mehr als 20.000 Kilometer Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen im Bundesland zu kontrollieren und kleine Reparaturen durchzuführen, das Grün entlang der Strecken zu pflegen, verlorene Ladung und Gegenstände von den Straßen zu bergen, Unfallstellen abzusichern, Umleitungen einzurichten und im Winter für möglichst schnee- und eisfreie Straßen zu sorgen.
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