… den Umweltbau-Begleiter der Lennetalbrücke
Christoph Geck, Bachelor of Engineering Landschaftsentwicklung, Abteilung Bau Außenstelle Hagen, Autobahn Westfalen
Was ist Ihre Aufgabe beim Bau der Lennetalbrücke? Mit der Umweltbaubegleitung stellen wir sicher, dass die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich gehalten werden. Das ist bei einer so großen Maßnahme eine echte Herausforderung. Denn die Flächen, die für diesen Bau beansprucht werden – auch wenn es nur für die Bauzeit ist – sind schon enorm. Wir befinden uns mit der Baustelle im Überschwemmungsgebiet der Lenne. Da müssen wir Betriebsstoffe wie Öl oder ähnliches besonders sichern, damit sie bei Hochwasser nicht in die Lenne gelangen können. Auch beim Abbruch der alten Brücke ging es darum, das Gewässer zu schützen. Um das Baufeld zu erschließen, sind große Bodenbewegungen notwendig. Zum Ende der Maßnahme geht es nun darum, diesen Boden wieder fachgerecht einzubauen. Wir schauen aber nicht nur darauf, dass das Baugeschehen selbst wenig Schäden in Tier- und Pflanzenwelt verursacht, wir sorgen auch für den entsprechenden Ausgleich. Denn ohne Eingriffe in die Natur lässt sich ein solches Projekt nicht verwirklichen. Ausgleichsflächen müssen zum Teil im Vorfeld eines Baus angelegt werden, damit sie auch tatsächlich als Lebensraum für Tiere und Pflanzen dienen können, die im Brückenumfeld zu finden sind. Unsere Arbeit beginnt also schon lange bevor die ersten Bagger anrücken. Wir haben in der Nähe der Brücke einen alten Stollen geöffnet, um Fledermäusen ein neues Quartier anzubieten. Eine sogenannte Blänke – ein Flachgewässer – wurde auf einer Wiese angelegt und die Lenne entfesselt, also in einen natürlichen Zustand versetzt. Inzwischen wurde dort der Flussregenpfeifer nachgewiesen, eine seltene Vogelart, die sehr lange nicht mehr im Lennetal gesichtet worden ist. Jetzt wollen wir das Gelände so herrichten, dass der Vogel hier auch gut brüten kann. So ein Nachweis freut mich natürlich sehr, weil man merkt, dass die Arbeit etwas bewirkt.
Was sind die besonderen Herausforderungen? Die Natur hält sich nicht an Planungen, die im Vorfeld gemacht werden. Wir haben während des Baus einen Wanderfalken beobachtet, der sich häufig auf einem Pfeiler niedergelassen hat. Wanderfalken waren bis dahin eigentlich kein Thema an dieser Brücke. Natürlich haben wir befürchtet, dass sich dieser geschützte Vogel den Pfeiler nun als Brutplatz aussucht und haben sofort Kontakt zur AG Wanderfalkenschutz des Naturschutzbundes (Nabu) gesucht. Letztlich war der Pfeiler dann aber wohl doch nicht so einladend, dass der Falke geblieben ist.Wir haben aber an einer anderen Brücke im Bereich Hagen-Süd einen Nistkasten aufhängen lassen, um dem Wanderfalken ein zusätzliches Nistangebot zu machen. Das Beispiel zeigt, dass wir immer wieder mit neuen Themen konfrontiert werden. Bei der Lösung von Problemen ist uns dann die enge Zusammenarbeit mit den Behörden und Verbänden wichtig.
Begleiten Sie das Bauwerk auch in Zukunft weiter? Ja, unsere Arbeit ist mit der Fertigstellung des Baus nicht zu Ende. Zum einen müssen wir regelmäßig überprüfen, ob unsere Maßnahmen zum Beispiel für die Fledermäuse auch funktionieren. Das bedeutet, dass wir die neuen Schlafplätze untersuchen, ob sich dort Tiere niedergelassen haben. Zum anderen geht es nach der Fertigstellung des Bauwerkes darum, das Umfeld wieder naturnah zu gestalten. Wir werden mehr als 3000 Sträucher und über 2000 Bäume – inklusive 50 Hochstämme – pflanzen. Böschungen und andere Flächen werden mit einem sogenannten Regio-Saatgut eingesät. Dieses Saatgut enthält ausschließlich heimische Pflanzen, die ein wertvolles Biotop für Insekten bilden. Wir geben das, was wir zum Beginn der Baustelle entfernt haben, der Natur zurück. Da, wo es möglich ist, verbessern wir den ursprünglichen Zustand
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