Acht Meter lange Bleche werden verschraubt
(straßen.nrw 26.08.2014) Auf diese Weise ist bislang noch keine Brücke in Deutschland verstärkt worden: Die ersten beiden acht Meter langen, ein Meter fünfzig breiten und drei Zentimeter dicken "Bleche" sind Anfang der Woche angeliefert worden, werden jetzt langsam ausgerichtet, um dann verschraubt zu werden. Ziel ist es, somit die acht Seilkammern der Leverkusener Rheinbrücke im Verlauf der A 1 zu stabilisieren. Hier waren Ende Juni dieses Jahres neue Risse festgestellt worden, die nicht geschweißt werden können. Straßen.NRW hofft, die Sanierungsarbeiten in drei Monaten abschließen zu können.
16 Bleche werden insgesamt in den kommenden Monaten mit 32 Winkelblechen mit Hilfe von 6.500 Schrauben fest miteinander verbunden. Auch die Winkelbleche messen acht Meter. Dadurch wird jede Seilkammer um acht Tonnen schwerer, die Brücke insgesamt um 64 Tonnen. Um Gewicht auf der Brücke einzusparen, wurden daher in der vergangenen Woche die Betonschutzwände abgebaut und durch Stahlschutzwände ersetzt. 500 Tonnen Gewichtsersparnis hat das gebracht.
Die Seilkammern sind wesentliche Bauteile der Brücke: Hier sind alle Seile, die von den zwei mächtigen Pylonen herunterreichen, verankert. Auch die Risse in den Seilkammern sind auf die stetig gewachsene Verkehrsbelastung in den vergangenen Jahrzehnten zurückzuführen. Der Stahl, der damals verbaut wurde, ist den heutigen Belastungen nicht mehr gewachsen und kann wegen seiner Zusammensetzung an diesen neuralgischen Stellen nicht geschweißt werden. In den anderen Bereichen der Brücke finden bereits seit Jahren Schweißarbeiten durch eine Thüringer Firma statt. In Thüringen werden zurzeit auch die großen Stahlplatten produziert und anschließend nach Leverkusen transportiert.
Die vergangenen Wochen seit der neuerlichen Gewichtsbeschränkung auf der Brücke im Juni sind genutzt worden, um die Ideen des die Arbeiten begleitenden Expertengremiums zu planen und umzusetzen. Das Gremium setzt sich aus mehreren Brücken-Ingenieuren von Straßen.NRW, aber auch externen Fachleuten zusammen. Sie haben die Idee gehabt, die Seilkammern zu verschrauben. Die Fachwelt blickt wegen dieser erstmals angewandten Methode die nächsten Wochen nach Leverkusen.
Die Seilkammern mussten zunächst sandgestrahlt werden, um unter anderem die Korrosionsschutzschichten zu entfernen und die festgestellten Risse genau zu lokalisieren. Dann waren die Vermesser am Werk, um die genauen Positionen der Bohrlöcher zu ermitteln. Parallel waren während der gesamten Vorbereitungszeit auch die Statiker im Einsatz, um die neue Konstruktion zu berechnen. Sie werden auch das letzte Wort haben, wenn alle acht Seilkammern im Herbst verschraubt sind. Erst dann weiß man, ob die Reparatur gelungen ist und die Gewichtsbeschränkung wieder aufgehoben werden kann. Der Verkehr kann auf jeden Fall während der laufenden Arbeiten auf vier Fahrspuren fließen.
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