Mit der "Tante Ju" über die Autobahn in München
(DM/eA) Ein ungewöhnlicher Großtransport rollte am 26. Juni 2016 über Münchens Straßen und die Bundesautobahn A 94. Die Tante Ju des Deutschen Museums ging auf ihre alten Tage noch mal auf Reisen. Allerdings nicht in der Luft, sondern auf dem Tieflader. Das letzte Großexponat der Luftfahrtausstellung verließ das Gebäude auf der Museumsinsel und wurde mit einem spektakulären Tieflader-Konvoi vorübergehend ins Depot gebracht.
Die Vorarbeiten waren erledigt: Das historische Flugzeug war zerlegt, der 14 Meter lange und 2,5 Tonnen schwere Rumpf der Junkers Ju 52 wurde mit dem Kran aus dem ersten Stockwerk der Luftfahrthalle ins Erdgeschoß herabgelassen und wartete neben den beiden Tragflächen auf den Transport am Sonntag Morgen. Am Samstag, den 25. Juni 2016, wurden die riesigen Flugzeugteile aus dem Ausstellungsgebäude gehoben und einmal um das Museum herum transportiert. Tags drauf rollten dann zwei offene Tieflader der Spedition Schenker von der Corneliusbrücke aus ab 9.00 Uhr durch die Münchner Straßen in Richtung Bundesautobahn A 94. Die Münchner konnten an der Straße zusehen, wie die Tante Ju durch ihre Stadt rollt. „Die Tante Ju wird sozusagen im Konvoi auf Reisen gehen“, sagte Reinhard Mücke, Leiter der Flugzeugwerkstatt des Deutschen Museums. Ein Tieflader wurde für den Rumpf benötigt – und einer für die beiden Flügel. Der Grund für den Transport: Für die Modernisierung des Museums mußte ein Teil des Ausstellungsgebäudes leer geräumt werden. Diese Arbeiten werden bis Juli 2016 abgeschlossen sein. Rund 11 000 Objekte, viele davon tonnenschwer, mußten abtransportiert und eingelagert werden. Darunter eben auch die legendäre Ju 52, unter dem Spitznamen Tante Ju weltbekannt. Ursprünglich war das Museum davon ausgegangen, die Tante Ju sei zu groß, um sie aus dem Ausstellungsgebäude zu schaffen. Aber jetzt hatten es die Flugzeug-Experten des Deutschen Museums doch geschafft. „Flügel und Leitwerk ließen sich überraschend einfach vom Rumpf trennen, das Flugzeug ist nämlich konservatorisch in ausgezeichnetem Zustand“, sagte Reinhard Mücke. Diese Flugzeug hat eine bewegte Geschichte: Das Exponat wurde 1947 in Frankreich gefertigt und war für das französische Militär in Nordafrika unterwegs. Am 11. September 1957 hatte sie ihren letzten Flug: Sie wurde von Frankreich nach München-Riem überführt, um dem Deutschen Museum übergeben zu werden – zum symbolischen Kaufpreis von einem Franc. Die Bundeswehr transportierte sie von Riem aus in den Innenhof des Deutschen Museums. Erst war sie in der „Historischen Luftfahrt“ untergebracht, 1984 zog sie die neue Luftfahrthalle um. Woher die besondere Faszination der Tante Ju kommt? Schließlich kennt sie jeder Münchner. Nicht nur aus dem Museum, sondern auch von den Ju-52- Rundflügen über München und ihrem sehr charakteristischen Motorengeräusch. Luftfahrt-Kurator Hans Holzer vom Deutschen Museum erklärt: „Die Tante Ju verkörpert das goldene Zeitalter der Luftfahrt – und steht für Pioniergeist und großes Abenteuer.“ 5000 Stück wurden zwischen 1932 und 1952 hergestellt. Die Ju 52 symbolisiert auch den Aufstieg der Lufthansa und gilt bis heute als extrem robust – nicht umsonst sind immer noch eine Handvoll Maschinen im Einsatz. Auch den Transport ins Depot wird sie gut überstehen. Im Jahr 2019 kehrt die Tante Ju die Museumsinsel zurück: Dann sollen die neu konzipierten Ausstellungen des Museums eröffnet werden – in einem komplett sanierten Gebäude. Man darf auf einen weiteren spektakulären Transport gespannt sein.
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